Milchhüsli
Vom Milchüsli als Milchabgabestelle zum Milchhüsli als Beizli
Das Milchhüsli wurde im Jahr 1936 erbaut und blickt auf eine lange Tradition zurück. Bis im Jahre 2015 haben die Sulzer Bauern hier ihre Milch abgegeben. Da es immer weniger Landwirtschaftsbetriebe in Sulz gab, welche Milch produzierten, wurde das Milchhüsli im 2015 geschlossen.
Im Milchhüsli konnte man frische Milch, Joghurt, Käse und vieles mehr kaufen. Somit war das Milchhüsli schon früher ein Treffpunkt. Im Jahre 2017 habe ich, Michael Steinacher, das Milchhüsli der Sulzer Milchgenossenschaft abgekauft. Mein Ziel war, im Erdgeschoss irgendwann ein Beizli zu eröffnen. In den zwei oberen Stockwerken habe ich mir mein Zuhause eingerichtet. Seit dem Jahre 2017 bin ich das Milchhüsli stetig am umbauen und erweitern. Im Jahre 2024 habe ich es geschafft, das Erdgeschoss in ein Beizli zu verwirklichen. Da wir seit längerem kein Restaurant mehr in Sulz haben, hoffe ich einen gemütlichen Treffpunkt für Jung und Alt geschaffen zu haben.
Milchhüsli-Team
Das Milchhüsli wird von mir, Michael Steinacher, geführt, dies zusammen mit meinem Team.
Bericht NFZ vom 21.9.2017 von Dieter Deiss
Sulzer Milchhüsli hat bald einen neuen Besitzer
Im Jahre 1936 wurde die «Milchi», wie sie im Volksmund geheissen wird, erstellt. 1982 baute die Besitzerin, die Milchgenossenschaft Sulz, einen grossen Kühlraum an. Darin waren über 200 Fächer untergebracht, die zur Vermietung angeboten wurden. Es war die Zeit, als in den Privathaushalten noch kaum Tiefkühltruhen standen. Die Kühlfächer waren entsprechend heiss begehrt.
Die Entwicklungen in der Landwirtschaft verschonten auch das Sulzer Milchhüsli nicht. Wurden 1983 von 14 Lieferanten 870 000 Liter Milch pro Jahr eingeliefert, so gab es 2015 von unterdessen nur noch sechs Milchbauern fast denselben Ertrag. Auch der Verkauf von Milchprodukten, ehemals ein wichtiges Standbein des Unternehmens, war stark rückläufig. Von 22 000 Litern direkt verkaufter Milch im Jahr 1988 sank der Umsatz 2015 auf noch knapp 300 Liter. Der Niedergang war unaufhaltsam. Am 29. Februar 2016 lieferten die sechs verbliebenen Sulzer Milchproduzenten letztmals ihre Milch direkt ins Milchhaus.
Neuer Besitzer
Seit dem 1. März 2016 laufen lediglich noch die Kühlaggregate. Die Liegenschaft verursachte der Besitzerin längst nur noch Kosten, während die Einnahmen fehlen. Bruno Stäuble, Präsident der Milchgenossenschaft, suchte deshalb im Auftrage des Vorstandes seit einiger Zeit einen Käufer. Jetzt ist man offensichtlich fündig geworden, erwirbt doch demnächst Michael Steinacher die Liegenschaft rückwirkend auf den 1. Januar dieses Jahres. Bereits hat er allen Kühlfachmietern gekündigt und diese gebeten, ihre Fächer zu leeren. Trotzdem gibt es noch Fächer, in denen Ware eingelagert ist, bei denen man jedoch die Besitzer nicht kennt. Deshalb setzte jetzt der zukünftige Besitzer eine Frist für die Abholung der Ware. Nach diesem Termin wird er die Anlage abschalten.
Michael Steinacher möchte auf das Gebäude hinauf eine Wohnung bauen. «Entsprechende Vorabklärungen mit der Gemeinde sind bis jetzt positiv verlaufen», berichtet er. Für den Brunnen neben dem «Milchi» besitzt übrigens die Gemeinde das Brunnenrecht. Auch dafür müsse eine Lösung gefunden werden. Erste Ideen hat er zudem für die Nutzung des eigentlichen Milchraums. «Diese sind freilich noch nicht ganz spruchreif.» Zudem werde ja wohl auch der Kanton wegen der Nähe zur Kantonsstrasse noch ein Wort mitreden wollen, meint er.
Ein arbeitsloser Kassier
Mangels Geschäften hat Erich Weiss, der noch amtierende Kassier der Milchgenossenschaft, keine Arbeit mehr. Er übernahm dieses Amt 1983 von Richard Wächter, dem ehemals bekannten Sulzer Schuhmacher. Der Warenverkauf in der «Milchi» und natürlich die Abrechnungen mit den Milchlieferanten gaben früher viel zu tun. Sein Vorgänger zahlte den Milchzahltag den Bauern jeweils bar aus. Weiss führte dann die Banküberweisung ein. Während der Milchannahmezeiten morgens und abends wurden auch Milchprodukte verkauft, insbesondere konnte man frische Milch erstehen. Diese freilich wurde nicht bar bezahlt, vielmehr benötigte man dazu spezielle Milchmarken. Änderte der Milchpreis, so wurden jeweils wieder neue Marken ausgegeben. Die nicht benutzten Marken konnte man gegen Verrechnung zurückgeben. Der Aufwand für diesen Handel war beträchtlich. «Zu guten Zeiten hatte ich gleich schachtelweise solche Marken», erzählt Erich Weiss.
Die Tage der Sulzer «Milchi» sind definitiv gezählt. Für ältere Sulzerinnen und Sulzer ist das Milchhüsli mit viel Nostalgie verbunden. Hier trafen sich nämllich nicht nur die Bauern zum täglichen Austausch von Neuigkeiten, sondern dies war auch ein beliebter Treffpunkt der Jugend. Nur zu gerne liess man sich abends von der Mutter in die «Milchi» schicken, um frische Milch zu kaufen, erzählt eine ältere Sulzerin: «Wir nutzten die Gelegenheit zum Schwatz mit unseren Freundinnen oder gar zu einem schnellen Seitenblick auf den Schulschatz.»